Update Kidshelp Schule Nr.2 – Juni 2020

Liebe Freunde und Unterstützer,

es sind keine einfachen Zeiten gerade. Wir wollen an dieser Stelle nicht erneut über die Pandemie und die Konsequenzen für Kambodscha sprechen. Das haben wir bereits an anderer Stelle getan. Wir wollen lediglich erneut darauf hinweisen wie begeistert wir darüber sind, dass ihr trotz allem fleißig für die neue Schule spendet! Jedes Mal, wenn wir eine Benachrichtigung von Betterplace oder unserer Bank bekommen, dass jemand gespendet hat, bereitet uns das große Freude und macht uns Mut für die Zukunft! Vielen lieben Dank an euch alle!

Aber jetzt ohne weitere Umschweife zum aktuellen Stand der Dinge:

Aus den vorherigen Beiträgen wisst ihr bereits, dass die erste Projektphase die Vorbereitung und Aufschüttung des Grundstücks, die Errichtung einer Außen- und Stützmauer sowie die Anfertigung der Bauzeichnungen umfasst. Wie ihr auf den Fotos erkennen könnt, hat sich auf der Baustelle innerhalb der letzten Wochen sehr viel getan. Nach der Fertigstellung der Mauer wurden insgesamt 150 LKW-Ladungen Erde aufgeschüttet. Die Mitarbeiter einer ortsansässigen Metallbaufirma haben für uns nicht nur das Eingangstor selber geschweißt und installiert, sondern auch knapp 160 Meter Maschendraht für den oberen Teil der Mauer aus 300 Kilogramm Draht von Hand geflochten. Neben der reinen Kostenersparnis gegenüber dem Erwerb von vorgefertigten Bauelementen bietet die Arbeit mit Unternehmen aus der Region noch diverse weitere Vorteile. Zum einen fördern wir damit die lokale Wirtschaft in einer, bedingt durch die globale Rezession, schwierigen Zeit und zum anderen verstärken wir die positive Wahrnehmung unserer Arbeit innerhalb des Dorfes. Das mag banal klingen, kann aber gerade auf lange Sicht noch sehr wichtig werden. Wir wollen von Anfang an gute Beziehungen zu unseren Nachbarn und den Menschen im Dorf aufbauen. Auf Baustellen (auf der ganzen Welt) kommt es immer wieder zu Diebstählen und Vandalismus. Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas passiert, ist deutlich geringer, wenn die Dorfgemeinschaft hinter dem Schulprojekt steht und alle ein Auge auf den Bau werfen. Immer dann, wenn Arbeiten anfallen, für die keine besondere Ausbildung vonnöten ist, sind die ersten Menschen, die wir fragen, ob sie uns für einen fairen Stundenlohn dabei helfen möchten, die Nachbarn und Tagelöhner im Ort. Wir sind guter Dinge, dass wir so langfristig gute Beziehungen zueinander aufbauen können.

Abbildung 1: Teile des von Hand gefertigten Zauns, kurz vor der Anbringung durch die Arbeiter.

Mit dem heutigen Update zum Fortschritt des Projekts aktualisieren wir auch die Gesamtkosten bei BetterPlace. Die zu Projektbeginn angenommenen Ausgaben für den Mauerbau und die Erdarbeiten basierten auf Schätzungen der Handwerker und Unternehmer, die diese Arbeiten letztlich auch durchgeführt haben. Wenn ihr bereits selbst gebaut habt, wisst ihr sicherlich, dass sich die tatsächlichen Preise und benötigten Mengen mitunter deutlich vom ersten Kostenvoranschlag unterscheiden können. Das kann viele Gründe haben. Im Kostenvoranschlag der Maurer waren beispielsweise die Kosten für das Verlegen eines Wasseranschlusses und das für den Mauerbau notwendige Leitungswasser vergessen worden (insgesamt 54 USD). Außerdem haben die Handwerker bisher Trinkwasser für 30 USD konsumiert. Auch das war im ursprünglichen Kostenvoranschlag nicht mit einkalkuliert. Aber nicht alles war im Endeffekt teurer. Weil sich der Preis für Backsteine in der Zeit zwischen der Erstellung des ersten Kostenvoranschlags und dem Beginn des Mauerbaus verringert hatte, waren die Steine im Endeffekt 150 Dollar günstiger. Eine Tonne Zement sollte ursprünglich 100 USD kosten. Da wird große Mengen gekauft haben, konnten wir aber letztlich einen Endpreis von 98 USD pro Tonne aushandeln. Das klingt nach wenig, entspricht bei insgesamt 15 Tonnen Zement, die verbraucht wurden, aber genau dem Betrag, den wir bisher zusätzlich für Trinkwasser ausgegeben haben.

Abbildung 2: Die neu gelegten Leitungen wurden sogleich zum Anrühren von Zement genutzt.

Dennoch liegen die bisherigen Kosten letztlich 1915.5 USD und damit etwa 14% über dem ursprünglichen Kostenvoranschlag. Das liegt in erster Linie daran, dass sich die Handwerker bei der Kalkulation des benötigten Erdmaterials zur Aufschüttung des Grundstückes verkalkuliert hatten. Sie hatten deutlich unterschätzt, wie stark sich das gesamte Grundstück von der Straße bis zur Rückseite hin absenkt (vgl. Abbildung. 3). Im ersten Kostenvoranschlag war von etwa 70 LKW-Ladungen die Rede. Damit vor dem Beginn der Regenzeit alles ebenerdig ist und leicht über dem Niveau der anliegenden Straße liegt (damit das Grundstück nicht mit Wasser vollläuft), waren im Endeffekt ganze 150 LKW-Ladungen notwendig. Dieser Kostenpunkt lag deshalb letztlich bei 2850 USD, anstelle der ursprünglich veranschlagten 1400 USD. Auch hier hatten wir es immerhin noch geschafft den Preis pro LKW-Ladung aufgrund der hohen Mengen um einen Dollar herunter zu handeln. Natürlich waren wir über die Fehlschätzung und die damit verbundenen Mehrkosten nicht erfreut.

Abbildung 3: Auf dem Bild lässt sich gut erkennen, wie sehr sich das Grundstück im hinteren Teil absenkt.

Im Verlauf der ersten Bauphase wurde immer stärker deutlich, dass es höchste Zeit war, einen professionellen Baumanager an Bord zu bringen. Wir brauchen jemanden, der hauptberuflich Bauprojekte plant und überwacht und der uns bei jedem Schritt beratend zu Seite steht. Einen solchen Manager nutzen auch viele Bauherren in Deutschland. Wir sind davon überzeugt, dass die durch eine professionelle Beratung ersparten Summen die Ausgaben für das Gehalt eines solchen Managers letztlich ausgleichen oder übersteigen werden. Uns freut deshalb sehr verkünden zu können, dass mittlerweile mit ExaPro eine Firma, die bereits seit 25 Jahren Infrastruktur- und Bauprojekte in Kambodscha umsetzt, das professionelle Baumanagement übernommen hat.

Was die nächsten Schritte?

Unser hauseigener Student Sovann hatte ja bereits 2019 3D Entwürfe der Schule nach unseren Vorstellungen entwickelt. Während des Besuchs der ersten Vorsitzenden im Januar 2020 konnten wir im Gespräch mit Sovann weitere Details und Änderungswünsche diskutieren. Das in diesem Beitrag zu sehende 3D Modell ist das Ergebnis dieser Gespräche. Es ist für uns unglaublich motivierend zu sehen, dass es von einem unserer eigenen Studenten erstellt wurde.

Abbildung 4: Der angepasste Modellentwurf berücksichtigt unseren Wunsch eine Solaranlage auf dem Dach anzubringen.

Auf Basis des von Sovann entwickelten Modells werden innerhalb der nächsten Wochen die genauen Bauzeichnungen erstellt. Diese Zeichnungen enthalten den genauen Entwurf für das Fundament der Schule, Pläne für Wasser- und Stromleitungen, Angaben zu den verwendeten Materialien und Mengen sowie die Maße und Größen für alle Elemente des Baus. Um all diese Dinge erstellen zu können, muss zunächst ein sogenannter soil test report (STR) angefertigt werden. Im Zuge der soil tests (Bodenuntersuchungen) werden etwa 20 Meter tiefe Bohrungen durchgeführt, anhand derer die Stratifizierung des Untergrunds und letztlich dessen Traglast bestimmt wird. Erst wenn alle Tests abgeschlossen sind und die internen Konstruktionsdetails abgestimmt sind, können die genauen Bauzeichnungen fertiggestellt werden.

Abbildung 5: Das neue Tor unmittelbar nach dem Einbau durch die Arbeiter.

 Sobald alle Details geklärt und die Bauzeichnungen erstellt sind, kann uns der Ingenieur/Architekt eine genaue Schätzung der Gesamtkosten für den Bau des Schulgebäudes geben.  Die Kenntnis der Gesamtkosten ist für uns im Moment von entscheidender Bedeutung, da sie die Richtung unserer Fundraising-Bemühungen bestimmen wird. Während wir weiterhin über die etablierten Kanäle (Crowdfunding und direkte Spenden) Geld sammeln, um die bereits entstandenen Kosten auszugleichen, planen wir, einen alleinigen Geber zu finden, der die Kosten für das Schulgebäude und seine Inneneinrichtung übernimmt. Zum Beispiel eine Stiftung oder ein staatliches Hilfsprogramm, das auf die Förderung von Bildungsmaßnahmen in Entwicklungsländern abzielt. Da diese Hilfsprogramme und Fonds in der Regel den minimalen und maximalen Förderbetrag festlegen, hat die Erstellung detaillierter Bauzeichnungen und die daran anschließende Kostenschätzung für das Schulgebäude derzeit oberste Priorität.

Zeitgleich mit der Veröffentlichung dieses Beitrags passen wir die Projektkosten bei BetterPlace so an, dass sie die weiter oben beschriebenen Mehrausgaben während der ersten Bauphase widerspiegeln. Wir hoffen, dass dieser detaillierte Einblick in die Erfolge und Herausforderungen während der ersten Projektphase euch ermutigt, das Projekt auch in Zukunft zu unterstützen und weiter dafür zu werben. Wenn ihr Fragen zu der neuen Schule oder Ideen für das Fundraising habt, schreibt uns einfach direkt an.

Euer Kidshelp-Team