Dschumm Riap Lia Kidshelp. Dschupp Nia Pell Kreu Kampuchea. Mit dem Ende dieses Monats endet leider auch meine Zeit bei Kidshelp im schönen Kambodscha. 6 Monate des Unterrichtens und Lernens voller Freude und Spass liegen hinter mir und ich bin wahnsinnig glücklich so viel Zeit an diesem wunderbaren Ort verbracht zu haben.
Die Alltagsarbeit spielte sich zum grossen Teil im Klassenraum ab. Unterschiedliche Klassen mit verschiedenen Alters- und Englischstufen durfte ich unterrichten. Besonders die Stunden mit meiner „Upper Intermediate“- Klasse am Abend brachten mir viel Freude. Nicht nur die Grösse der Klasse (nur fünf Schülerinnen und Schüler) ließ mir viel Spielraum, auch das hohe Englischlevel hat dazu beigetragen, dass unsere Gespräche eine gewisse Tiefe erreichen konnten. Genug gelacht wurde jedoch trotzdem noch. Nachdem meine Klasse dann ihr Abitur bestanden und den Abschlusstest an unserer Schule erfolgreich absolviert hat, können alle nun mit der Hilfe von Sponsoren ihren Traum verfolgen: ein Studium in Phnom Penh. Boutros, Chakriya, Rachana, Srey Sor und Srey Mom (s. Klassenfoto, v.l.n.r) sind mittlerweile alle in die Haupstadt gezogen und haben dort teilweise mit dem Studium angefangen. Ich bin sehr froh, dass ich noch immer eng mit ihnen in Kontakt stehe und hoffe, dass dies weiterhin so bleibt, denn über die Zeit habe ich die fünf sehr in mein Herz geschlossen.
Ein weiter wichtiger Bestandteil meines Alltags waren die täglichen Gitarrenstunden. Schnell haben sich viele Interessierte gefunden, die über einen längeren Zeitraum engagiert dabei waren. Insbesondere nachdem ich mit einer kleinen Spendenaktion neue Instrumente anschaffen konnte, stiegen die Fortschritte weiter. Hier nochmal ein großes Danke an alle Unterstützer meiner Aktion „Guitars for Cambodia“. Trotz Rhythmus-Übungen und Akkorde-Lernen stand Spass immer an erster Stelle. So wurden fleissig Stücke des Pops, Klassiker der Rockmusik oder Khmer-Songs geprobt und zusammen gesungen.
Aus diesen täglichen Stunden hat sich ein weiteres wichtiges Element entwickelt: Der Khmer Unterricht. Nachdem einige Schülerinnen merkten, dass ich mein Khmer verbessern will, dabei jedoch alleine auf der Stelle trete, nahmen sie das Zepter in die Hand, um mich beim Lernen zu unterstützen. So tauschten wir jeden Freitag für eine Stunde die Rollen. Während ich die Schülerperspektive genoss, haben die Schülerinnen viel Spaß daran gehabt mein Vokabular auszubauen und meine Aussprache zu verbessern. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.
Die neu erworbenen Sprachkenntnisse wurden dann mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg im Alltag angewendet. Ob beim Feilschen mit den Mototaxi-Fahren, beim Einkauf auf dem Markt oder beim lokalen Frisörladen, jedes Khmer Wort brachte mich den Einheimischen ein bisschen näher und schonte meinen Geldbeutel um einige Tausend Riel.
Doch auch neben diesen täglichen oder wöchentlichen Tätigkeiten war immer etwas los. Workshops mit den Studierenden in Phnom Penh, ein Theaterstück an der Schule, Projekttage zum Thema Olympische Spiele, eine erfolgreiche Augenbehandlung für die Dorfbewohner, Klassenausflüge zu buddhistischen Tempeln, Filmnacht oder General-Knowledge Unterricht. Besonders an diese speziellen Projekte werde ich mich gerne zurück erinnern.
Doch so eine Zeit wird nicht nur an den Aktionen gemessen, sondern auch an den Menschen. Dabei spielen die SchülerInnen selbstverständlich eine grosse Rolle. Ich war immer wieder erstaunt, mit wie viel Lebensfreude und Offenheit mir alle entgegen kommen.
Auch das komplette personelle Umfeld der Schule und der Organisation war sehr angenehm. Mit allen Lehrern kam ich schnell ins Gespräch und konnte ohne Probleme Projekte organisieren. Jeder war offen für Vorschlage und stand mir mit guten Ratschlägen zur Seite. Auch Kidshelp war immer zur Stelle – sei es hier in Kambodscha oder von Deutschland aus. Und trotz eines festen Arbeitsplatzes habe ich insbesondere die Freiheit und das Vertrauen sehr genossen, dass mir alle entgegen gebracht haben.
Außerdem hatte ich nicht nur die Chance gleich mit drei sehr unterschiedlichen Volontären an der Schule zusammenarbeiten zu dürfen, sondern habe auch viele tolle Freiwillige von anderen Organisation kennen gelernt. Fast jedes Wochenende sind wir in Phnom Penh zusammengekommen, um uns auszutauschen und einen Ausgleich vom ruhigen Landleben zu erfahren. Dort haben sich Freundschaften gebildet, die hoffentlich auch über den Auslandsaufenthalt hinaus anhalten.
Auch wenn ich die Schule nun verlasse, kehre ich Südostasien glücklicherweise noch nicht den Rücken zu. Nun geht es erstmal für neue Eindrücke nach Vietnam und Laos, bevor ich wieder ins schöne Kambodscha zurückkehre, um dort möglicherweise einen neuen Job anzutreten und weiterhin in Kontakt mit allen tollen Menschen, die ich bisher kennen lernen durfte, zu stehen.
Ein grosses Dankeschön an alle! Euer Matthias.